Prüfungs- und Verleihungszeremonie im Projekt „Box Club Nord“

Ein Tag voller Emotionen, Mut, Stolz, Aufregung und Gemeinschaft

Noch herrscht Stille und konzentrierte Vorbereitung in der Aula der Geschwister-Scholl-Schule im Quartier Trier Nord. Letzte Vorbereitungen werden getroffen für das Event an diesem Mittwochnachmittag. Am Boden liegen Schutz- und Kampfsportmatten, die Banner des Projektes „Box Club Nord“ und des Jugendtreffs „X-Games“ hängen von der Decke der Halle und kündigen eine Veranstaltung der besonderen Art an diesem Tag an. Anspannung und Aufregung liegen in der Luft. Hin und wieder sieht man Kinder und Jugendliche in Kampfsportkleidung durch die Halle laufen. Einige sitzen auf dem Boden, versuchen sich durch Musik auf den Ohren oder beim Trampolinspringen abzulenken. Ihre Namen sind Parmis, Adrian, Julian, Sam, Derek, Anwar, Vincent, Elyon und Schadrac. Sie alle sind Teilnehmende im Projekt „Box Club Nord“, einer Kooperation zwischen dem „Jugendmigrationdienst im Quartier“ (JMD-im Quartier) und des Jugendtreffs der „pädagogische Netzwerkstatt e.V.“. Alle warten an diesem Mittwoch im November 2025 auf den Beginn einer ganz besonderen Veranstaltung, die, um es vorweg zu nehmen, nicht nur sportlich, sondern auch emotional ein voller Erfolg werden wird. Es soll die Prüfung zum Erhalt des blauen Gürtels im (Kick)box‑Karate durch ihren Trainer Farhad Heydari abgenommen werden.

Alle Eltern der Kinder und Jugendlichen sind eingeladen an der Prüfungssituation und der späteren Verleihungszeremonie teilzuhaben. Auch Förderer, Freunde, Fans und ideell Unterstützende des „Box Club Nord“ haben gute Plätze eingenommen, um nichts zu verpassen. Für die jungen (Kick)Boxer*innen, die sich fast ein ganzes Jahr auf diesen Tag vorbereitet hatten, sollte es ein unvergessliches Erlebnis werden.

 

Ein Jahr der Vorbereitung – Aufregung und Vorfreude

Die Teilnahme an der Prüfung war für viele der jungen Menschen zwischen acht und fünfzehn Jahren das Ziel monatelanger Vorbereitung. Wochenlange Trainingseinheiten, Schweiß und harte disziplinierte Arbeit – alles fokussierte sich auf diesen besonderen Tag. „Ich habe das ganze Jahr über auf diesen Moment hingearbeitet, und heute fühlt es sich so aufregend an, meine Leistung zu zeigen“, sagt ein fünfzehnjähriger Teilnehmer, der gespannt auf die Prüfung wartete.

Doch nicht nur die Sportler selbst waren aufgeregt. Auch die Eltern, die ihre Kinder oft seit den ersten Anfängen im „Box Club Nord“ begleitet hatten, waren voller Vorfreude und Aufregung. „Es ist eine besondere Erfahrung, mitanzusehen, wie mein Kind sich aus seiner Schüchternheit zu einem selbstbewussteren Jungen entwickelt hat“, erzählt eine Mutter, die ihren Sohn während der Prüfung genau beobachtete. Bei einem anderen Kind kamen Mutter, Oma und Tante gemeinsam zu Veranstaltung um den beiden Jungs zu zeigen, wie Stolz sie sind.

„Dieser Tag ist wundervoll und wichtig für alle Kinder und Jugendlichen in der (Kick)Box Gruppe. „Es zeigt, wie wichtig es ist motiviert und fokussiert zu sein und Respekt für das zu haben, was man gemeinsam macht. Ich bin begeistert darüber, was die jungen Menschen in der sehr kurzen Zeit bis heute gelernt haben und wie sie ihre Aufregung in Konzentration verwandeln konnten. Alle sind so voller Energie. “, freut sich der Trainer Farhad Heydari.

 

Zweistündige Prüfung – Ein wahrer Test der Ausdauer und Konzentration

Die Idee hinter dem Projekt „Box Club Nord“ ist, Kindern und Jugendlichen eine Plattform zu geben, um Respekt und Toleranz zu lernen und damit die Möglichkeit Konsequenzen aus ihrem eigenen Handeln kennenzulernen und damit umzugehen. Der „Box Club Nord“ steht dafür zu vermitteln, dass alle Vorbilder sind, statt Konfliktverursacher und soll zeigen, dass zwischenmenschliche Probleme anders gelöst werden können. Um es mit Muhammad Ali (US-Amerikanischer Boxer im Schwergewicht, 1942-2016) zu sagen „Im Ring geht es um Disziplin, außerhalb des Rings um Toleranz.“

Die Prüfung, die rund zwei Stunden in Anspruch nahm, stellte die Prüflinge vor eine echte Herausforderung. Mit einer Mischung aus Technikübungen, Sparring-Runden und intensiven Fitness-Tests mussten die jungen Sportler nicht nur ihr Können, sondern auch ihre physische und mentale Ausdauer unter Beweis stellen. Es war eine anstrengende und fordernde Prüfung, die alle Teilnehmer bis an ihre Grenzen brachte.

„Es war wirklich hart, aber ich habe es geschafft.“, erzählt ein 15-jähriger Boxer, der stolz darauf ist, die Prüfung gemeistert zu haben. Trotz der enormen Anstrengung und der schweißtreibenden Anforderungen schafften es alle Prüflinge, die zweistündige Herausforderung zu bestehen. Der Stolz in den Gesichtern der jungen Boxer und Boxerinnen war unübersehbar, als sie ihre Urkunden und neuen Gürtel entgegennahmen. Für alle, aber besonders für die Mädchen wurde nach der Zeremonie und der Überreichung der Urkunde und dem blauen Gürtel ausdauernd geklatscht und gejubelt.

 

Aus einem Gespräch mit einer der jüngsten Teilnehmerinnen und Judith Robbers, Leiterin des Jugendmigrationsdienstes Trier: „Weißt Du, heute in der Schule haben manche gesagt, dass ein Mädchen so etwas nicht schaffen kann. – Mädchen sind viel zu schwach, haben sie gesagt.“  - „Aber Du hast Dich nicht entmutigen lassen, oder? Du bist ja trotzdem hier“– „Genau! Und ich habe gezeigt: Wir Mädchen sind stark!!“

Der Tag hat erfüllt, was unser Ziel für die Kinder und Jugendlichen war: Erfolgserlebnisse zu haben, Wertschätzung zu erfahren und sich an Fairness halten zu können. Aber auch persönliche Grenzen zu verschieben und Mut zu fassen … und es gäbe noch so viel mehr, Anerkennung für die jungen Menschen zu zeigen.

 

Die erfolgreichen Teilnehmer*innen der Prüfung im Kickbox-Karate.
hintere Reihe v. l. n. r.: Elyon, Vincent, Anwar, Derek, Farhad

vordere Reihe v. l. n. r.: Schadrac, Sam, Parmis, Adrian, Julian

 

Dank an alle Mitwirkenden – Ohne Teamarbeit geht nichts

Diese Art der Veranstaltung war nur durch das engagierte Zusammenspiel vieler Mitwirkender möglich. Besonders bedankt wurde sich bei den Veranstaltern „JMD im Quartier“ und „pädagogische Netzwerkstatt e.V.“, bei dem Trainer, bei den Helfern und unterstützenden Kooperationspartnern, die den Nachmittag möglich machten. „Es war eine Teamleistung. Vom ersten Training bis zur letzten Urkundenübergabe haben alle mit voller Hingabe gearbeitet. Ein riesiges Dankeschön an alle, die diesen Tag möglich gemacht haben“, sagt Christoph Jarosch, Projektkoordinator JMD im Quartier.

Das Engagement des Trainers, der den jungen Menschen nicht nur technische Fähigkeiten, sondern auch Respekt, Disziplin und Verantwortung vermittelt hat, war ebenso hervorzuheben wie die Unterstützung der Eltern, die ihre Kinder bei der Vorbereitung und der Durchführung der Prüfung tatkräftig begleiteten.

 

Kooperation mit dem Jugendtreff – Eine wertvolle Partnerschaft

Eine Besonderheit in Bezug auf diese Veranstaltung stellt die Zusammenarbeit des „JMD im Quartier“ mit dem Jugendtreff der „pädagogischen Netzwerkstatt e.V.“ im Quartier Trier Nord und der Jugendpflege der Stadt Trier dar, die nicht nur während dieser Veranstaltung, sondern auch in der täglichen Arbeit eine große Rolle spielt. „Durch unsere Kooperation können wir den Kindern und Jugendlichen nicht nur einen Raum für sportliche Entfaltung bieten, sondern auch dabei helfen, ihre sozialen und persönlichen Fähigkeiten zu entwickeln“, erklärt Helga Rieckhoff, Leiterin des Jugendtreffs.

Jugendliche aus dem Jugendtreff nahmen aktiv an der Veranstaltung teil, und viele der jungen Boxer*innen konnten auch andere Fähigkeiten dank der vielfältigen Angebote des Jugendtreffs weiter ausbauen. Diese Kooperation wird auch in Zukunft eine zentrale Rolle im Konzept des „Box Clubs Nord“ spielen, um den Jugendlichen ein ganzheitliche Perspektive im gemeinsamen Miteinander und dem Zusammenleben mit neu zugewanderten Menschen im Quartier zu bieten. Mit solcherlei Projekten, wie dem „Box Club Nord“ werden Begegnungen der besonderen Art ermöglicht.

 

Der „Box Club Nord“ im Wandel – Ein Projekt mit Geschichte und Zukunft

Der „Box Club Nord“ feiert in diesem Jahr einen besonderen Meilenstein: Seit 8 Jahren gibt es nun dieses Projekt, dass durch die finanzielle Förderung des „Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ)“ und zeitweise auch durch die Jugendpflege der Stadt Trier in dieser langen Zeit entstehen und sich entwickeln konnte. Als Projekt der ersten Stunde des JMD im Quartier hat es bis heute zahlreiche Veränderungen und Entwicklungsschritte durchlaufen. „Zu Beginn war der ‚Box Club Nord‘ noch eine kleine Gruppe von acht Jungen, die sich ein Boxtraining wünschten. Heute sind wir weit über 20 Teilnehmende. Wir haben uns stetig weiterentwickelt, sowohl sportlich als auch zwischenmenschlich.“, erklärt Christoph Jarosch Projektkoordinator des JMD im Quartier.

Diese Entwicklung spiegelt sich nicht nur in den wachsenden Anfragen einzelner Kinder und Jugendlicher wider, sondern auch am Interesse anderer Institutionen, die gerne einen Platz für ihre Jugendlichen haben und diese gut betreut wissen möchten. Konsequenterweise müsste der „Box Club Nord“ mittlerweile in größere Räumlichkeiten umziehen, um dem aktuellen Bedarf und der absehbaren zukünftigen Entwicklung besser gerecht werden zu können. Ideal wäre eine zeitweise bzw. kontinuierliche Nutzung der vor Ort vorhandenen Turnhalle.

 

Stolz und Freude – Ein Tag des Erfolgs

Der Tag gipfelte in einer feierlichen Übergabe der Urkunden und neuen Gürtel an die erfolgreichen Prüflinge. Die Freude und der Stolz, den die Kinder, Jugendlichen und auch ihre Eltern zeigten, war in jeder Ecke des Clubhauses spürbar. Für viele war es ein bedeutender Schritt in ihrer Boxkarriere, für andere ein erster Erfolg, der ihre Motivation weiter stärkt.

„Es ist wirklich toll zu sehen, wie die Kinder heute voller Stolz ihre Urkunden entgegennehmen. Es geht nicht nur um das sportliche Ziel, sondern auch um den persönlichen Fortschritt, den alle gemacht haben“, sagt einer der Mitarbeitenden des Jugendtreffs.

 

Fazit:
Die Prüfungs- und Verleihungszeremonie im „Box Club Nord“ war ein rundum erfolgreicher Nachmittag, der durch harte Arbeit, Teamgeist und eine starke Gemeinschaft geprägt war. Die Kinder und Jugendlichen haben nicht nur ihre sportlichen Fähigkeiten unter Beweis gestellt, sondern auch die Werte von gegenseitigem Respekt, Disziplin, Verantwortung und Zusammenhalt gezeigt. Der „Box Club Nord“, der in den letzten acht Jahren eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen hat, bleibt ein Ort, an dem junge Menschen nicht nur ihre sportlichen Vorstellungen verfolgen, sondern auch wichtige Lebenskompetenzen für die Zukunft erwerben können.

 

Dank der großartigen Zusammenarbeit des „JMD-im Quartier“, vertreten durch Projektkoordinator Christoph Jarosch, der Kooperationspartnerin „pädagogische Netzwerkstatt e.V.“, vertreten durch Helga Rieckhoff und Mitarbeitenden des Jugendtreffs dem Engagement des Box- und Karate-Trainers Farhad Heydari und nicht zuletzt den Eltern der Kinder und Jugendlichen, konnte diese Veranstaltung in diesem besonderen Rahmen erfolgreich durchgeführt werden.

„Es war für mich wirklich berührend zu sehen, was für einen Einfluss ein solches Projekt auf die Kinder und Jugendliche haben kann. Voller Stolz haben sie die Urkunden entgegengenommen.“ sagt Judith Robbers abschließend an diesem späten Nachmittag.

 

„Die besten Kämpfe sind die, die wir vermeiden.“ 

Jackie Chan (Honkong-chinesischer Schauspieler und Filmemacher, *1954)

 

Kooperationspartner und Förderer des Projektes: